Das „Düsseldorf-Problem“

Eines vorweg: Ich habe nichts, aber auch gar nichts gegen Düsseldorf! Gut, ich finde es überbewertet, irgendwie verbaut und absurd teuer – aber sonst ist es eine Provinzhauptstadt, wie es sie allzu reichlich in Deutschland gibt. Ich bediene mich Düsseldorfs als Chiffre für ein Phänomen. Man könnte es auch das „Rossini-Problem“ nennen, aber wer erinnert sich noch an den Film? Wir sind immer wieder auf Hochzeiten in Gasthäusern die wer-weiß-was auf sich halten und glauben, nur weil die Traube Tonbach auch am A… der Welt liegt, gehörten drei Sterne gefühlt auch nach Westerkappeln oder Vennebeck an der Bahn. Nur weil ein Laden seit fünfhundert Jahren von derselben ahnungslosen Familie betrieben wird, oder ein neuer Manager meint er würde eben die Gastronomie neu erfinden wird noch kein Geheimtipp daraus. Wir haben es vor einer Woche wieder einmal klassisch erlebt. Nordwestlich von Osnabrück, renommiertes Landhotel mit gutem, altem Namen und relativ neuem Management. Ambitioniertes Konzept, tolle Detailideen, schöne Gartenlounge aber dann: Wichtigtuerisches Essen in eben noch Durchschnittsqualität für gesalzene Preise. Gedünstetes Otternasensoufflé an Sinfonie aus Ruccolaknospenparfait und Steinbeisserconsommé! Ja, das war jetzt ein Witz, aber ihr wisst was ich meine. Da werden Hochzeitspaare verarscht – ‚tschuldigung! Der Saal war ein Konferenzalptraum XL, das Buffett stand im Hotelfrühstückraum und das Essen hatte den qualitativen Charme der Postkantine in den Achtzigern (jetzt sind die besser als das). Liebe Brautpaare: Lasst Euch nicht blenden! Dann lieber zuhause im Garten mit einer ehrlichen Wurst vom Heimatschlachter – isst billiger und schmeckt besser! Das ist das „Düsseldorf-Problem“, viel heiße Luft und viel teuer für Standarderlebnis – sorry Düsseldorf, ich hätte auch München sagen können.

LS