Walla & Honz





 Oder: Das Geheimnis im Pizzateig

Standesamtliche Zeremonie, Hochzeitsfotos und dann „auf den Saal“, zum Höhepunkt des Tages – so war der Plan. Walla & Honz, mit bürgerlichem Namen Valentina & Johan, waren schon bei  unserem Vorgespräch auf eine magische Weise entspannt und freudig. Es gelang ihnen, das in ihren Tag zu tragen. Der Himmel strahlte wie seit Wochen nicht, letzten Samstag, und da geschah es. Der harte Freundeskern war noch mit auf der Musikburg Sternberg und uns wurden zauberhafte Fotos geschenkt.
Wir hatten einen Lauf, die Dinge waren im Fluss, die Leute extrem gut drauf, der Zeitplan war sehr entspannt. In dieses Zeitfenster (BITTA NACHAHMEN!)  wuchs ganz allmählich ein Happening-Feeling. Das Fotoshooting wurde zum Spaßfaktor. Der Tag war noch jung, die Pflichtbilder lange im Kasten. Wir schlugen vor, einfach noch an eine Frittenbude zu fahren um den Tag durchzuhalten. Die lässigste Braut des Jahres sagte: Jaaa! (Dazu war sie doch hergekommen oder?J) und es ging im wüsten Konvoi nach Barntrup in die Pizzeria La Perla. Unterwegs brachen wir alle bekannten Paragraphen der StVo, einige der weniger bekannten, und hatten höllischen Spaß. Die „Pizzeria“ ist eine türkische Dönerbude die im Pita-Ofen eine feine Pizza schmiedet, wie das heute so ist, in Globaleuropa.
Der Wirt sah uns kommen und zeigte die ganze Nonchalance Jahrtausende alter türkischer Gasttradition. Er war allein, und es rauschten so um die 20 Leute rein, alle im feinen Zwirn. Es wurde fröhlich wild durcheinander bestellt, literweise Wein über den Tresen gereicht, Cola aus dem Kühlschrank genommen und 2 Riesenpizze angeschoben. ICH hatte keinen Überblick, als der Trauzeuge zum Bezahlen schritt. Der Wirt rechnete kurz, zögerte und sagte: Ach was, gib mir 40 Euro, ist das ok? Später hat man ihm dann noch einen Zehner aufgedrängt, als wir unablässig Pommes und gigantische Dönerteller kamen. Alles ging nach draußen, auf Pappen und Gemeinschaftstellern, zwei Barhocker als Tisch und man griff mit den Fingern zu, auch die Braut in Weiß mit tropfender Pizza.

Ich weiß, Alle spürten das besondere an diesem Moment. Das Spontane, Ungeplante, Ausgelassene und dabei so Intime und Kostbare. Britta hielt die Kamera drauf und hielt fest was man als Fotograf nicht inszenieren kann: Ein spontanes Hochzeitsstraßenfest im Lippischen. Mich packte die Lust etwas beizutragen. Meine Kofferheule habe ich für Notfälle (wurde schon für Kirchgesang gebraucht)immer im Auto. Und so sang ich, zu Dirks Klavierplayback „You raise me up“, den Teigroller als Mikrofon, die Pizzapappenstapel im Rücken. Was tat das Brautpaar? Es tanzte. Engumschlungen, auf zwei Quadratmetern vor der Beilagenvitrine. Das war ein TimeCatcher Moment. Die Zeit stand still. Ein bisschen fühlte es sich an, wie in einem Werbespot für ein Golf Cabrio - nur dass hier alles echt war.
Das kann man nicht „machen“, auch wir nicht. Alles was wir tun ist, wir geben dem Affen in uns Allen Zucker. Wir unterstützen die Paare und ihre Freunde, auch an diesem Tag nicht ihre Lockerheit zu vergessen – was dann passiert, kommt aus den Leuten selber.

Das war unser krönender Abschluss der Hochsaison! Ein würdiger Moment, denn er war einer der kleinen, der ganz groß bleiben wird in unserer Erinnerung und vielleicht auch in der des Paares. Hinterher, auf dem Saal, war alles sehr schön, sehr fröhlich und es wurden irre Sachen gemacht. Für Britta und mich aber war klar, wir hatten unser Brautpaar des Jahres getroffen: Walla & Honz. Ihr Freundeskreis, ihre Familien haben uns hinterher auf das Herzlichste in ihre Mitte genommen – hätte ich Zweifel gehabt, ob Hochzeitsfotografie das Richtige für uns ist, da wären sie zerstreut worden. Aber, vergesst nicht: Das lässt sich leicht nachstellen, aber es gehört mehr dazu, als mit einer Hochzeitsgesellschaft in eine Dönerbude zu gehen. Oder, wie später noch, in den Supermarkt (Bericht folgt). Es gehören Menschen dazu, welche die Magie des Augenblicks zu leben wissen. Ein Paar, gute Freunde, ein Dönerwirt, ein kleiner Ruck im Raum-Zeit-Kontinuum. Wie sie da tanzten, im La Perla, da dachten wir: Ja, wenn wir je einen Hochzeitstanz gesehen haben, das war einer!
Wir danken Euch!

Lars