Seine Braut, Ihre Schwiegereltern und wir

Freundlich lächelten sie uns an, als wir uns das erste Mal begegneten. Nett und höflich trafen sich unsere Blicke immer mal wieder im Laufe des Hochzeitstages.
Ordentliche Menschen, mit Haus und Hof gut ausgestattet brachten nun ihren Sohn unter die Haube. So macht man das in der Region. Gepoltert, Gekränzt und Gefeiert wurde. Das Essen war vorzüglich, die Tanzbeine kamen auf Ihre Kosten und der Alkohol floss in angenehmen Maß.
Alles schien so richtig. Die Musik zum Empfang war außergewöhnlich gut, die Fotografin hätte ein wenig dezenter sein dürfen, doch sie war freundlich und kümmerte sich um die Kinder.
Alles gut. Alles im Rahmen.

Dann kam der nächste Tag.
Noch einmal nett angezogen, Fotos vor Haus und Tenne. Auch hier trafen nette Gesichter auf nette Gesichter.
Und plötzlich, wie aus heiterem Himmel, passierte es:
Aus dem erträglichen Fotografenpaar wurde das Böse. Was genau machten sie dort, in der Scheune? Warum wurde so furchtbar laut gelacht? Stroh im Haar ihres Jungen? Das geht zu weit! Und dann: Fassungslosigkeit - die Sprache verstummt - der Kuchen bleibt im Hals stecken. Der Sohn und seine Braut, vor dem sauberen, schönen Fachwerk auf dem Hof stehend, im Wirbel der Feuchte johlend. Ist das gar Ihr immer so harmlos wirkender Gartenschlauch? Das Kleid, die Kleidung, das Haar, alles wird im hart treffenden Strahl des Wassers zerstört. Was tun sie da bloss? So etwas schickt sich nicht! Nein, so etwas gibt es doch eigentlich gar nicht. Darf es nicht geben!!!!
Den Enkel als Assistent voll ins Geschehen integriert, ruinieren da zwei Menschen für den  einen Augenblick das Schöne, das Unbefleckte.
Wir lachen, wir freuen uns über so viel Lebenslust.
Doch der Abschied aus dem Hause der Mustermanns war Ernst – sehr Ernst. Leute, lasst die Rolladen runter, solltet Ihr ein trash the dress im Haus der Schwiegereltern wagen – nicht immer wird laut mit gelacht. Und das Erbe ist nicht immer gesichert!
Böse, bunte Bilder-Welt!
B.