Tapfere Bräute
Mit Wicklern in den Haaren, die Wangen gerötet von der Hitze
der Heißlufthaube und einem freudig, vorehelichen Lächeln, treffe ich die Braut,
nach dem Vorgespräch, das erste Mal
wieder. Um es gleich klar zu stellen, die Braut trägt Wickler und Röte, nicht
ich. Während ich beginne, mich ein wenig
studioähnlich einzurichten, bestaune ich parallel, die eiserne Willenskraft
einer jeden, die bei oftmals 27 Grad im Schatten, der Hitze unter der Haube
trotzt. Lockenwickler - ein mir noch bekanntes Mysterium aus Kindertagen -
welche, nach bis zu 2-stündigem, festem Sitz in bunter Gemeinschaft, eine herrliche
Lockenpracht auf den Kopf der bald Vermählten zaubern. Immer wieder denke ich: "Wunderschön, genau so solltet Ihr die Haare fixieren und den Tag über, langsam
in weiche Wellen übergehend, die Locken am Leben erhalten".
Nix da! Nach dem nun der Friseur, nach anfeuchten,
aufdrehen, feststecken, dauerprüfen und nach für Spannkraft genug empfunden,
die Wickler entfernt hat, werden die Haare mit akribischer Genauigkeit in
glatte Strähnen gezogen und enganliegend am gesamten Kopf festgesteckt.
Während ich alle Stationen der lockigen Verwandlung mit der
Kamera festhalte, komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Immer wieder
frage ich nach, warum nicht das Curleisen? Oder die Rundbürste? Oder-oder-oder? "Ja, weil die Standfestigkeit nur so gewährleistet ist..."! Wie bitte?
Ist es vielleicht doch nur der erste Tapferkeitstest, den
eine jede Braut für die Ehe bestehen sollte?
Hmm, mit Wicklern in den Haaren heiratet es sich nicht gut... glaubt mir!
Es gibt nur einen Grund, sich den Wicklern auszusetzen... es gibt wirklich schöne Bilder...